Blick auf Kloster Fahr durch kahle Bäume Unterengstringen, 1946 Oel auf Leinwand, 65.5 x 82 cm Bezeichnet unten rechts: "m gubler 46" Kunstmuseum Luzern. Luzern Gottfried Keller Stiftung. Bundesamt für Kultur, Bern, Inv-Nr. E 89.93x Kunstmuseum Luzern. Luzern Werkkatalog Nr.1080

Blick auf Kloster Fahr durch kahle Bäume

Unterengstringen, 1946
Oel auf Leinwand, 65.5 x 82 cm
Bezeichnet unten rechts: „m gubler 46“
Kunstmuseum Luzern. Luzern
Gottfried Keller Stiftung. Bundesamt für Kultur, Bern, Inv-Nr. E 89.93x

Kunstmuseum Luzern. Luzern
Werkkatalog Nr.1080

Werkbeschrieb
Das Ölgemälde vom Kloster Fahr entsteht 1946. Das Gebäude kann Gubler direkt von seinem Atelierhaus erblicken, wenn er nach Westen schaut. Zu allen Jahreszeiten malt Gubler dieses Motiv immer wieder. Er muss wohl auch einen speziellen Bezug zu dem Bauwerk haben, da sein Vater Malereien in der Kirche des Klosters restauriert hat. Wie das Atelierbild (KML D 46x) oder das Venedigbild (KML E 89.94x) ist das Gemälde vom Kloster Fahr Teil einer Reihe. Auf der Suche nach gültigen Ausdrucksformen variiert Gubler dieselben Motive immer wieder.

Gubler schätzt an den Winterlandschaften die Auseinandersetzung mit den besonderen Lichtverhältnissen, ihn faszinieren die scharfen Konturen, das Spiel der Hell-Dunkel- und der Schwarz-Weiss-Kontraste. Eine wesentliche Rolle in „Kloster Fahr im Winter“ spielen auch Komplementärfarbenkontraste. So setzt er im unteren Teil des Gemäldes leuchtendes Rot gegen intensives Grün, im oberen Bildteil sind die Kontraste Blau-Orange, sowie Violet-Gelb dominierend. Das markanteste Motiv in dieser Landschaft, nebst dem Kloster, sind die zwei Äste, die vom rechten unteren Bildrand nach links oben geneigt sind. Als Repoussoirmotiv verleihen sie dem Bild Tiefenwirkung, und bewirken zugleich, dass Hintergrund und Vordergrund, Ferne und Nähe miteinander verbunden werden. Durch ihre dunkle Farbgebung binden sie die mit Schneefeldern besetzte Wiese im Vordergrund optisch zurück und schaffen mit dem dunklen Hausdach hinter der (Kloster-)Mauer, der Kirchturmspitze und dem bewaldeten Hügel im Hintergrund eine einheitliche Bildebene. Durch die Tatsache, dass die Äste von Bildrand zu Bildrand verlaufen, wird diese Bildebene in Deckung mit der Ebene des Bildträgers, also mit der flachen Leinwand gebracht. Mit möglichst flächig gehaltenen Sujets, versuchte schon Cézanne, mit dem sich Gubler intensiv beschäftigte, quasi eine Verschmelzung von Bild und Bildträger zu erwirken. An Cézanne interessierte Gubler, wie dieser im Dialog zwischen Natur und Abbild, dem Bild als Bild Autonomie einräumt, ohne den Bezug zum Bildvorwurf aufzugeben.

© Benjamin Altdorfer für Kunstmuseum Luzern